Kleine Wahlkunde für Wissenschaftler
In diesen Tagen dreht sich selbst in wissenschaftlichen Soziotopen einiges um die Wahl. Jeder kluge Wissenschaftler weiß, ohne politisch günstige Rahmenbedingungen, ohne finanzielle Unterstützung und ohne ein anregendes Umfeld forscht und lehrt es sich nur halb so gut. Daher interessiert viele (Nachwuchs-)Wissenschaftler in Zeiten, in denen man angeblich die Wahl hat, hauptsächlich eines: wie stehen die unterschiedlichen Parteien zu Wissenschaftspolitik?
Eine gemeinsame Initiative der DoktorandInnen-Netzwerke in Deutschland, das Max Planck PhDnet, die Helmholtz Juniors und das Interdisziplinäre Netzwerk THESIS e.V., hat daher alle im Bundestag vertretenen Parteien um Antworten zu wissenschaftspolitischen Fragen gebeten, einzusehen unter www.thesis.de.
Die SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen haben geantwortet – die CDU wollte nicht. Interessant sind die Ergebnisse: Dem Grundtenor der drei rot-grünen Parteien nach zu urteilen (die FDP hält oft keine Antwort parat und hüllt sich in Schweigen), steht uns Wissenschaftlern – vor allem dem Mittelbau – eine glorreiche Zukunft in Deutschland bevor! Planbare wissenschaftliche Karrieren durch einen Wissenschaftstarifvertrag und eine Reform des Wissenschaftszeitgesetztes, Tenure-Tracks, Finanzen für die Nachwuchsförderung (Graduiertenzentren und Juniorprofessoren), eine soziale Absicherung (Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung) in wissenschaftlichen Qualifikationsphasen wie der Promotionszeit und nicht zuletzt familienfreundliche Hochschulen, Frauenförderung sowie Open Access, darin sind sich die genannten Parteien überwiegend einig, sind unverzichtbar zur Förderung und Zukunftsfähigkeit des Hochschulstandortes Deutschland. Das Promotionsrecht soll bei den Unis bleiben und nicht auch den FHs gewährt werden und Wissenschaft soll Schule machen – will heißen – Kooperationen zwischen Universität und Schule nach dem Motto „Uni, vor allem naturwissenschaftliche Forschung ist toll und das zeigen wir euch!“ sind in Zukunft verstärkt angesagt, will man den Parteiprogrammen glauben.
Die zentralen Probleme und „Baustellen“ werden – so hat man als aktiver Wissenschaftler das Gefühl – erkannt und vor allem Die Linke erstaunt in diesem Papier mit konkreten, ausdifferenzierten Handlungsvorschlägen und fundierter Sachkenntnis, allerdings: nur ein skeptischer, zweifelnder Wissenschaftler ist ein guter Wissenschaftler und vielleicht auch daher muten diese Versprechungen tatsächlich zu schön an, um wahr zu werden! Gerne lässt man sich aber eines Besseren belehren und es bleibt wirklich für die deutsche Lehr- und Forschungslandschaft zu wünschen, dass es in diesem Fall im Ganzen nicht bei Wahlkampfreden bleibt – auch wenn sich im Detail trefflich über den einen oder anderen Partei-Vorschlag streiten lässt… aber lesen Sie selbst!
Tags: Wahl, Wissenschaftspolitik, Zukunft
21. September 2009 um 20:57
[…] http://www.academics.de/blog/index.php/aktuelle-themen/kleine-wahlkunde-fur-wissenschaftler/ a few seconds ago from web […]
22. September 2009 um 00:53
Die Antworten der Parteien und zusätzlich Kommentare dazu können auch in einem jungen, gemeinsamen Blog der Doktorandennetzwerke nachgelesen werden:
http://jrresearchersgermany.wordpress.com/
Im Laufe der Woche werden dort auch weitere Kommentare erscheinen. Viel Spass beim lesen!
25. September 2009 um 11:16
Die CDU hat in der zwischenzeit auch geantwortet!
31. Oktober 2012 um 17:56
Ich wollte Ihnen für dieses große Lese danken. Ich auf jeden Fall genossen jeden etwas, und ich vorgemerkt haben Ihnen hier die neuen Sachen Sie Beiträge verfassen. Thanks.