Mind the Trap! Über eine Wissenschaft voller Fallen

Eine Tagung, die ich diese Woche besucht habe, hat mir wieder einmal ein Problem der Wissenschaft, insbesondere im Kultur- und Politikbereich, vor Augen geführt. Auf der Berliner Tagung „Mind the Gap!“, die mit Geldern des Bundes gefördert wurde, ging es um „Zugangsbarrieren zu kulturellen Angeboten und Konzeptionen niedrigschwelliger Kulturvermittlung“. Die Tagung wurde organisiert von dem Team einer Universität und Akteuren der Kulturloge, einer ehrenamtlichen Einrichtung, die nicht verkaufte kulturelle Veranstaltungskarten an Menschen mit geringem Einkommen verteilen und mit ihnen ins Gespräch über die Kulturangebote kommen.
Zu Beginn der Tagung wurde den Teilnehmer_innen eine für die meisten überraschende Intervention unter dem Titel „Mind the Trap!“ geboten. Ein Bündnis von jungen, kritischen Kulturpraktiker_innen machte ihrem Protest darüber Luft, dass diejenigen, über die (auch) auf der Fachtagung gesprochen würde, nämlich Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderung, Jugendliche oder benachteiligte Menschen nicht als Referent_innen eingeladen waren und dass eine solche Tagung 40 EUR Tagungsgebühren erhebt.

Nun kann man die Ansicht dieser Gegenveranstalter teilen und die Meinung vertreten, dass man in der Rede und Forschung über die Öffnung von (Hoch-)Kulturinstitutionen wie staatlichen Theatern oder Museen mit denjenigen diskutieren sollte, für die die Kulturverantwortlichen ein Programm machen wollen bzw. – angesichts des Menschenrechtes auf jegliche Art von Kultur und die hohe Subvention dieser Einrichtungen durch Steuergelder – auch müssen. Und in der Tat waren viele Besucher_innen der Tagung Kulturverantwortliche im ganzen Bundesgebiet.
Allerdings kann man dieser scheinbar durchaus berechtigten Kritik auch entgegen halten, dass dies eine wissenschaftliche Fachtagung mit überwiegend Beiträgen von Forscher_innen war, die zwar interessierte Personen aus Politik und Kultur angesprochen haben teilzunehmen, die aber in erster Linie ein Interesse haben, sich über die Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien zu diesem Gegenstand zu informieren und auszutauschen. In vielen gesellschafts- und politiknahen Wissenschaftsdisziplinen wird oft allzu vorschnell der Sprung von der Analyse in die praktischen Handlungsempfehlungen an spezifische Adressaten vorgenommen. Wissenschaft ist aber zunächst einmal dazu da, zu analysieren und zu verstehen. Von welchem Ärztekongress würde man erwarten, dass natürlich Patienten eingeladen werden und mitdiskutieren, weil es ja um diese geht?

Hier stellt sich mir die Frage, haben Wissenschaftler_innen das Recht „unter sich zu bleiben“, auch wenn sie Themen verhandeln, die andere Interessensgruppen betreffen? Drückt sich in einer wissenschaftlichen Debatte über niedrigschwellige Kulturvermittlung eine Form des Rassismus und der Ausgrenzung dadurch aus, dass viele Wissenschaftler_innen eben nicht zur Gruppe derjenigen gehören, die Barrieren im Kulturbetrieb empfindlich zu spüren bekommen?
Die kritischen Kulturpraktiker_innen sind übrigens auf die spontane Einladung des Hausherrn nicht geblieben, um mit den Tagungsgästen zu diskutieren. Mit den Worten „Wir lassen Euch nun in eurer Parallelgesellschaft alleine.“ haben sie den Saal verlassen.

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8 Kommentare zu “Mind the Trap! Über eine Wissenschaft voller Fallen”

  1. Jens meint:

    Die Rede von der „scheinbar durchaus berechtigten Kritik“ trifft den Punkt.
    Zwar handelt natürlich ethisch bedenklich, wer für Wissenschaftler_innen das Recht fordert, „unter sich zu bleiben“. Wer allerdings im Gegenteil Wissenschaftler_innen dafür verurteilt, Gegenstände auf einem Experten-Niveau zu verhandeln (was nun einmal vielen Menschen die Partizipation unmöglich macht), der hat wesentliche Aspekte von Wissenschaft nicht begriffen.
    Natürlich ist es eine Frage des Anstands und der Seriosität, auch die Einstellungen von möglichst repräsentativen Vertreter_innen jener Gruppen, die von der entsprechenden Forschung betroffen sind, zu reflektieren. Ich möchte aber grundsätzlich nicht allzu viele Tagungen besuchen müssen, auf denen die Referent_innen nach Quoten ausgewählt sind statt nach Kriterien der Kompetenz…

  2. Hanine meint:

    Ich würde Sie bitten, sich einmal die Frage zu stellen, warum Sie offensichtlich der Ansicht sind, Wissenschaftler_innen könnten per se nicht Teil der Gruppen sein, um die es bei der Tagung „Mind the Gap“ ging, also People of Color, „Behinderte“ und „arme“ Menschen? Woher kommt diese Annahme? Die Antworten auf diese Frage könnten Ihnen einen Schlüssel bieten zu vielen Problemen, die auf der Tagung diskutiert wurden.
    Die Aktivist_innen hatten während der Intervention eine ganz lange Liste ausgerollt mit empfohlenen Expert_innen, vielleicht konnten Sie die von Ihrem Platz aus nicht gut erkennen, aber da standen einige Wissenschaftler_innen drauf, die auch zum Teil über genau diese Ausschlüsse forschen.
    Auf der Pressekonferenz der Aktivist_innen wurde dies auch noch einmal deutlich, da die Frage dort auch gestellt wurde.
    Und dass Sie ausgerechnet das Beispiel mit dem Ärtzekongress anführen, ist lustig, weil Esther Slevogt zu derselben Veranstaltung schreibt: „…von jedem einzelnen Begriff distanzieren, mit dem sie operierte, die sich nämlich ziemlich ausnahmslos als hochgradig ideologisch kontaminiert entpuppten und damit als zur Wahrheitsfindung gänzlich ungeeignet. Trotzdem wurde die Operation grundsätzlich nicht in Frage gestellt. So ist zu befürchten, dass am Ende nicht der Patient, sondern der Arzt tot ist. Weil er immer die anderen für die Kranken hält, statt in sich selbst den Patienten zu erkennen.“
    Der Artikel ist hier zu finden:
    http://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=8952:mind-the-gap-in-berlin-diskutierten-vertreter-der-hochkultur-darueber-wie-die-kunst-zum-volk-kommen-kann-ohne-die-zielgruppe-zu-fragen&catid=101:debatte&Itemid=84

  3. sula essokim meint:

    „Allerdings kann man dieser scheinbar durchaus berechtigten Kritik auch entgegen halten, dass dies eine wissenschaftliche Fachtagung mit überwiegend Beiträgen von Forscher_innen war, die zwar interessierte Personen aus Politik und Kultur angesprochen haben teilzunehmen, die aber in erster Linie ein Interesse haben, sich über die Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien zu diesem Gegenstand zu informieren und auszutauschen. “

    Es ist wirklich allerhöchste Zeit, dass sich weiße deutsche Kulturwissenschaftler_innen allmählich mit Standpunkt-Theorie und den verschiedenen anderen kritischen Ansätzen in der Wissenschaft auseinandersetzen. Dann hätte die Autorin dieses Textes vielleicht gemerkt, das es bei den Protesten nicht allein und in erster Linier um die Kritik eines dichotome „Praktiker_innen – Theroretiker_innen“-Konzeptes ging – wenn auch diese natürlich antiquiert und ihr Zweck fragwürdig ist – sondern um eine interdisziplinäre UND diverse Besetzungspolitik bei solchen öffentlich finanzierten Veranstaltungen. Es ist sehr aussagekräftig, dass sich Frau Reinwand-Weiss offenbar überhaupt nicht vorstellen kann, dass es auch Theoretiker_innen und Wissenschaftler_innen innerhalb der von der Tagung ausgeschlossenen „Gruppen“ geben könnte, und dass diese sich ggf. bereits seit sehr viel längerer Zeit mit den exkludierenden Strukturen des Kulturbetriebs auseinandersetzen, als jene, die es nur tun, weil sie ihre von ihnen selbst bezeichnender weise als „hochkulturell“ benannten Institutionen und damit ihre großzügigen Gehälter in Gefahr sehen.
    Wer auf dieser Tagung „unter sich“ blieb, waren weiße Wissenschaftler_innen ohne Behinderung, die offenbar noch immer nicht verstehen, warum marginalisierte Gruppen sich nicht für eine Kultur interessieren, in der sie nicht als Autor_innen zugelassen sind, und die Ihnen fortwährend nur mit dem Blick der Mehrheitsgesellschaft begegnen, der die „Anderen“ entweder vollends ausblendet oder sie auf Stereotype reduziert darstellt. Nicht, dass dies nicht lautstark und immer wieder in den letzten Jahren von marginalisierten „Gruppen“ erklärt worden wäre. Um so erstaunlicher, dass es noch immer nicht angekommen zu sein scheint…

  4. Constanze Nauhaus meint:

    Mir scheint, mit Verlaub, Sie haben das Anliegen von MIND THE TRAP! gar nicht verstanden. Wenn Sie Wissenschaftlern zugestehen wollen, „unter sich“ bleiben zu können, sprechen Sie sämtlichen Vertretern der Menschengruppen, über die auf der Tagung gespochen wurde, ab, auch wissenschaftlich zu arbeiten. Eigentlich ist es mir unangenehm und erscheint mir überflüssig, hier in die Defensive zu gehen, aber anders scheint es nicht zu gehen: Es GIBT tatsächlich Wissenschaftler mit Migrationshintergrund. Auch welche mit Behinderung. Die Tapetenrolle mit all den Namen bei der Intervention war kaum zu übersehen. Zu Ihrem Vergleich mit „Patienten“ möchte ich mich gar nicht erst äußern.

  5. Bundesverband Deutsche Kulturloge meint:

    Sehr geehrte Frau Prof. Reinwand-Weiss,
    als Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Kulturloge e.V. möchte ich hiermit zu Ihrem Artikel Stellung beziehen.
    Kulturlogen setzen sich in herausragender Weise für das Menschenrecht auf Kultur ein.Das Konzept der Kulturloge wurde mit hohen Auszeichnungen versehen u.a. der Freiherr-vom-Stein-Preis (Laudatio hielt Gesine Schwan), vom Bündnis für Demokratie und Toleranz, Deutscher Engagement-Preis und PHINEO. Die Grundsätze der Kulturlogen sind: behutsam –würdevoll – nachhaltig
    Die nicht lizenzierten Kulturloge Berlin ist nicht dem Bundesverband angeschlossen. Sie darf sich nicht Kulturloge nennen, sie verletzt die Markenrechte der Kulturloge. Sie lehnt das Konzept und die Grundsätze der Kulturloge ab und verfälscht das Konzept. Sie profiliert sich mit Themen, die ein Nebenprodukt der Kulturlogen sind, aber nicht deren Sinn und Zweck.
    Den im Vorfeld an die Uni Hildesheim Kontakt vom Bundesverband Deutsche Kulturloge e.V. ergangenen Brief, habe ich im Nachgang beigefügt.
    „Herrn Thomas Renz Universität Hildesheim Marienburger Platz 22 31141 Hildesheim Marburg, 04.10.2013
    Sehr geehrter Herr Renz, bis heute warte ich auf Ihre Antwort über die markenrechtliche Klärung Ihrer Juristen (Uni Hildesheim) in der Angelegenheit der nicht lizenzierten Kulturloge Berlin in Hinsicht auf eine Studie.
    Sie sind doch darüber informiert, dass die Berliner Akteure, das Konzept der Kulturloge ablehnen. Das Konzept der Kulturlogen des Bundesverbandes Deutsche Kulturloge e.V. sieht nun mal vor, dass den Menschen, die aufgrund ihrer finanziellen Situation ausgegrenzt wurden, die Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. Der Nebeneffekt, dass das Projekt Kulturloge die Kulturlandschaft und auch die Diskussion der Kulturschaffenden belebt, ist zu begrüßen, festzustellen ist jedoch, dass das Projekt Kulturloge, die Menschen in den Mittelpunkt stellen, denen der Zugang aufgrund ihrer finanziellen Lage verwehrt wurde. Diese Menschen, die Sie sehr gerne als Menschen aus „bildungsfernen Schichten“ bezeichnen, werden von ehrenamtlichen Helfer/innen der Kulturloge persönlich zur Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben eingeladen. Die Kulturlogen verstehen sich nicht als Marketingdienstleister der Veranstalter sondern bemühen sich um die Menschen, die jahrelang ausgegrenzt wurden.
    Als Mitarbeiterin (Konventsvorsitzende und Senatorin) der Philipps-Universität Marburg hatte ich stets eine sehr große Achtung von der Ernsthaftigkeit der Arbeit der Wissenschaft. Dieses relativiert sich, wenn ich sehe, wie an der Universität Hildesheim ernsthafte gesellschaftliche Themen nicht mal hinterfragt werden. Fast erscheint es mir, dass auf meine Rechtsanfrage, Ihnen seitens des Juristen empfohlen wurde, besser eine Tagung gemeinsam mit der nicht lizenzierten Kulturloge Berlin zu organisieren. Dort wollen oder sollen Sie sich auf einem wissenschaftlichen Niveau, mit einer s.g. Kulturloge Berlin auseinandersetzten, wohlwissend, dass diese den Namen Kulturloge mit Recht nicht führen darf.
    Ich füge Ihnen als Anlage meinen Artikel im Kulturrat bei, das Dokument des Markenschutzes und auch noch mal zum besseren Verständnis, einen aktuellen Sachstandsbericht der Markenrechtsauslegung der Vorsitzenden der nicht lizenzierten Kulturloge Berlin bei.
    Nun verbleibe ich in der Hoffnung, dass Sie sich, in dieser Angelegenheit objektiv zeigen und diese Tagung nicht mit dem Namen Kulturloge in Verbindung bringen. Auch wenn Sie eine Nähe zu Berlin oder zu den agierenden Personen der nicht lizenzierten Kulturloge Berlin haben, sollten Sie sich bemühen, seriöse Partner für Ihr Thema einzusetzen – wenn Sie denn einen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt leisten wollen. Eine einseitige Information kann Ihrer Tagung mit seinen Referenten (ich behalte mir vor, auch diese Personen über die Problematik in Kenntnis zu setzen) doch nicht hilfreich sein, zumal es einen Bundesverband gibt. Als Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Kulturloge e.V. stehe ich in der Pflicht, diese Aktivitäten, die im Namen KULTURLOGE geschehen zu unterbinden.“
    Der Bundesverband zollt dem Bündnis von jungen, kritischen Kulturpraktiker/inen hohen Respekt, sie haben das Problem der Profilierung erkannt und zeigen dazu ihre Haltung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hilde Rektorschek
    1.Vorsitzende Bundesverband Deutsche Kulturloge e.V.

  6. Azadê meint:

    Ich zitiere mal, sowie sich in einem wissenschaftlichen Betrieb gehört:[…]dass dies eine wissenschaftliche Fachtagung mit überwiegend Beiträgen von Forscher_innen war, die zwar interessierte Personen aus Politik und Kultur angesprochen haben teilzunehmen, die aber in erster Linie ein Interesse haben, sich über die Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien zu diesem Gegenstand zu informieren und auszutauschen.

    Gibt es denn keine Wissenschaftler _ innen of Color/mit Migrationsgechichte? Doch,die gibt es. In Ihrem Artikel tun sie jedoch so, als würde es sie nicht geben und als würde das eine das andere ausschließen. Das ist übrigens auch Rassismus. Warum wurden diese Wissenschaftler _ innen nicht eingeladen? Diese Frage wurde aufgeworfen von dem Bündnis. Eine Antwort bleiben auch Sie schuldig.

  7. Vanessa Reinwand-Weiss meint:

    Liebe bisherige Kommentatorinnen und Kommentatoren,

    schön, dass mein Artikel zu Diskussionen anregt. Das war Sinn der Sache. Worum ich jedoch bitte, ist, den Artikel auch gründlich zu lesen. Zunächst steht dort zu Anfang „besucht habe“. Das sollte klar machen, dass ich Besucherin war. Nicht Organisatorin, nicht Beteiligte, sondern Besucherin. (Wenn auch von der organisierenden Universität, gar dem organisierenden Institut angehörig. Trotzdem Besucherin, da inhaltlich unbeteiligt.)
    Das heißt: Ich, als Besucherin, war (neben der Presse, die wohl Hauptzielgruppe gewesen sein durfte) Ziel der Intervention. Und ich habe mir Fragen gestellt, vermutlich die Fragen, die ich mir ja wohl –wenn ich die Intervention denn erst nehmen darf – stellen sollte. Fragen! – unschwer zu erkennen an den Fragezeichen!

    Warum erwähne ich das nun so prominent?
    Weil ich, Frau Rektorschek, weder der Justiziar der Universität noch Mitglied einer Kulturloge noch Markenrechtsexperte bin. Namensdifferenzen sind da zwischen den Beteiligten auszumachen und nicht mit den Gästen. Das, was Sie über die „Kulturloge“ Berlin schreiben, war mir bis dato unbekannt.
    Weil ich, Azadé, im Artikel nicht behauptet habe, es gäbe keine Wissenschaftler_innen mit Migrationsgeschichte. Eine Antwort darauf, warum sie nicht eingeladen wurden, kann ich Ihnen als Gast auch nicht geben, mir fällt aber aus dem Stehgreif auch kein Forscher oder keine Forscherin zu dem Thema Audience Development und Nicht-Kultur-Nutzerforschung ein, mit (offensichtlicher) Migrationsgeschichte. Die auf der Liste stehenden Personen, die ich in der Tat nicht lesen konnte, waren wohl, den Erzählungen anderer nach, Künstler_innen und Kulturschaffende und keine Forscher.
    Weil ich, Constanze Neuhaus, Sula Essokim, Hanine, im Artikel nicht gesagt habe, dass ich der Ansicht bin, Wissenschaftler_innen könnten PER SE nicht Teil der Gruppen sein, um die es bei der Tagung ging.

    Wenn Ihnen das nun viel zu defensiv erscheint: Stimmt. Ich habe den Artikel absichtlich so geschrieben, dass ich keine klare Position beziehe, weil ich in der Tat schwanke. Ich kann durchaus die Kritik der Kulturaktivisten nachvollziehen und finde sie an einigen Stellen berechtigt, aber ich frage mich auch, ob diese Kritik im Bezug auf die o.g. Tagung den Kern der Sache trifft, siehe auch den Kommentar von Jens.

    Lassen Sie mich aber zum Schluss doch erwähnen, dass, wenn Sie davon ausgehen, ich ginge davon aus, es gäbe keine Wissenschaftler_innen „of color“ im Bereich der Kulturwissenschaften, oder sogar darüberhinausgehend, ich würde sie ausgrenzen, dann ist das schlicht und einfach nur eine Sache: Rassismus. Der gleiche Rassismus, den Sie mir vorwerfen. Weil ich weiß bin, nicht offensichtlich behindert und Professorin, muss ich Ihrer Ansicht nach der Meinung sein, es gäbe keine Wissenschaftler_innen mit Migrationshintergrund, anderer Hautfarbe, mit Behinderung oder aus „bildungsfernen Schichten“? Das ist eine seltsame Einstellung. Eine, die Ihnen bei der Erreichung Ihrer, durchaus ehrenhaften Ziele wohl deutlich mehr im Weg stehen dürfte als Ihnen bewusst ist.

  8. Azadê meint:

    …Und egal was ich sage, egal, was ich schreibe: Diejenigen, die die Definitionshoheit haben, was richtig und was falsch ist, sind nach wie vor weiße Menschen wie Sie, Frau Reinwand-Weiss. Deshalb können Sie auch PoC vorwerfen, sie seien Ihnen gegenüber rassistisch. Hier wird anschaulich erklärt,warum das nicht möglich ist: https://www.youtube.com/watch?v=dw_mRaIHb-M

    Im Übrigen habe ich nicht erwähnt, dass Sie davon ausgehen, dass es keine Wissenschaftler_innen of Color gibt, weil Sie weiß sind. Sie denken in Ihrem Artikel jedoch keine Wissenschaftler_innen of Color mit und auch wenn Sie diese nicht kennen: Es gibt sie. Sie lassen sich auch ausfindig machen und ich gehe davon aus, dass Wissenschaftler_innen recherchieren können. Egal ob als Besucher_in oder Organisator_in einer Tagung: Critical Whiteness ist für alle da.

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