Jäger oder Sammler?

Ich gehöre zum klassischen Typ des Jägers … naja, der Jägerin. Alles was mit Sammeln zu tun hat, ist mir extrem zuwider. Nun hat aber der Beruf des Wissenschaftlers viel mit Sammeln zu tun, man denke nur an das Arbeitszimmer von Niklas Luhmann.

Ein (Geistes-)Wissenschaftler ist ohne einen bestimmten Anteil an Büchern und Dokumenten ein Niemand und seine Bildung wird von vorne herein gering geschätzt. Ich aber liebe den Überblick und habe immer Angst, von zu viel Angesammeltem unterdrückt zu werden. Lieber „jage“ ich zu gegebenem Anlass nach Literatur und kenne dann auch ergiebige Jagdgebiete.
Dennoch: Wie soll man das, was sich in einem Wissenschaftlerleben alles so ansammelt – auch wenn es bei einem Jäger weniger ist als bei einem Sammler – denn jemals ordnen und bewahren? Es gibt natürlich Lösungen: Zettelkästen, Bibliographieprogramme und eigene Bücherzimmer – für die Leute, die es sich leisten können. Ein Problem taucht aber hier auf: man muss diese pflegen. Wer kennt nicht die guten Wissenschaftler-Vorsätze zum konstanten, regelmäßigen Archivieren seines Literaturschatzes und die traurige Realität, wenn es dann – einem schnell fertig zu stellenden Artikel geschuldet – mal wieder nicht klappt mit der lückenlosen Archivierung? Nun kann man natürlich auf dem Standpunkt stehen, dass es sich gar nicht lohnt bei der niedrigen Halbwertszeit des modernen Wissens viel anzuhäufen und zu bewahren. Andererseits tut man sich doch leichter, wenn man auf wohlgeordnete, recherchierte Fachliteratur zurückgreifen kann und sei es nur als Ausgangspunkt zu einer neuen Recherche. Wahrscheinlich bestehen hier jedoch große Disziplindifferenzen. Ein Historiker sammelt sicherlich eher als ein Wirtschaftsinformatiker.
Dennoch, trotz allem bleibt meine persönliches Unbehagen als Pädagogin: ich bin ein Jäger und wäre doch so gerne ein Sammler!

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5 Kommentare zu “Jäger oder Sammler?”

  1. Nico Krisch meint:

    Mehr Sammler braucht die deutsche Wissenschaft nicht, aber mehr Jaeger. Schluss also mit den Gewissensbissen!

  2. Peter Uetz meint:

    Wo ist der Unterschied? Vielleicht ist es nur die falsche Metapher, aber ich kann keinen grossen Unterschied zwischen Jagen und Sammeln sehen, ausser dass der Jäger halt nicht ordnet was er jagt = sammelt. Allerdings gibt es auch genügend Sammler, die nicht (oder nicht besonders gut) ordnen. Es gibt sogar Leute (wie mich), die auf einem Gebiet sehr gut ordnen und auf einem anderen sehr schlecht. Vielleicht sollte man in „Ordner“ und „Chaoten“ einteilen;-)

  3. Gregor Giebel meint:

    Ich bin ein Sammler erster Güte – aber meine Papiersammlung ist lediglich ein paar Meter gross. Dafür sitze ich (nach 12 Jahren am Institut) auf 2.3 GB Primärliteratur, knapp 3500 Files. Ein paar davon sind Bilder, aber viele PDF. Der Vorteil: Google Desktop ist dein Freund. Der Computer sucht ziemlich effizient nach Papern, von denen ich irgendwie im Hinterkopf habe, dass ich dazu doch mal was gelesen hatte…

    Ich bin aber auch kein Geisteswissenschaftler, sondern in Energiemeteorologie tätig.

  4. Jäger oder Sammler? Jäger UND Sammler! | Sammelfieber meint:

    […] zum Thema findet Ihr bei academics, hobby-sammeln und bei […]

  5. Karina meint:

    Jäger oder Sammler, es ist nicht von Bedeutung,wenn es um Bücher geht. Es ist wichtig, dass du mit einer Leidenschaft liest.

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