Was Forschungsanträge mit Meteorologie zu tun haben

Leider sehr viel. Jeder Wissenschaftler – und das ist wohl in der Schweiz nicht so viel anders wie beispielsweise in Deutschland oder Großbritannien – kennt das lästige und zeitraubende Schreiben von Forschungsanträgen, sei es für die eigene Qualifikationsarbeit oder für den Erhalt der eigenen oder anderer Mitarbeiterstellen durch ein Drittmittel finanziertes Projekt. Aber warum ist dieses ganze Prozedere denn so verhasst, mag sich ein Außenstehender fragen?

Es geht doch einfach darum, ein geplantes Forschungsprojekt so zu beschreiben, dass der jeweilige Geldgeber einschätzen kann, ob sein Geld gut investiert sein wird. Und man sollte meinen, dass Wissenschaftler gerne über neue Projekte nachdenken und auch gerne über ihre Gedanken, Ideen und Pläne berichten. Ja und nein.

Natürlich ist es spannend und sinnvoll, ein neues Forschungsprojekt zu planen und sich zum Beispiel verschiedene (Lösungs-) Strategien für ein Problem zu überlegen. Ein wissenschaftliches Projekt will geplant und strukturiert sein-ganz Ohne geht es nicht!

Eine Lösung für komplexe Fragen oder Probleme oder gar zunächst eine präzise Fragestellung machen aber selbst schon einen erheblichen Teil der eigentlichen Forschungsarbeit aus. D.h. wie soll denn der Forscher vor Beginn der Forschung sagen können, was er wie genau erforschen wird und was das (voraussichtliche) Ergebnis sein wird? Wenn er das vorhersagen könnte, dann bräuchte er den Sachverhalt nicht mehr zu erforschen oder – etwas provokant formuliert: Konnte Albert Einstein vor seinen Forschungen etwas beschreiben wie „ Ich plane mit Unterstützung folgender Mitarbeiter … ein dreijähriges Forschungsprojekt, an dessen Ende ich die Formel E=m ∙ c² entdeckt und damit die allgemeine Relativitätstheorie begründet haben werde. Hierzu benötige ich x Schweizer Franken und 3 Vollzeitstellen… “ ?

Natürlich werden Ergebnisse in dieser Präzision heute so auch in keinem Forschungsantrag verlangt. Allerdings wird eben oft übersehen, dass Forschung ein (Entwicklungs-)Prozess ist, der häufig andere Wendungen nimmt als geplant. Forschung wäre langweilig und keine Forschung, wenn man sich tatsächlich an die formulierten Anträge halten und sich darauf beschränken würde. Jeder Wissenschaftler weiß dies in dem Moment, in dem er den Antrag formuliert – es kommt immer anders als man schreibt! Daher sind sie wohl auch so verhasst.

Forschungsergebnisse lassen sich bei guter Forschung zum Glück nicht vorhersagen wie das Wetter und selbst dies – die Meteorologen werden mir verzeihen – klappt ja nur bedingt.

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2 Kommentare zu “Was Forschungsanträge mit Meteorologie zu tun haben”

  1. Espressodoppio meint:

    […] academics.blog wurde etwas dazu geschrieben, “was Forschungsanträge mit Meterologie zu tun haben“. Den Ausführungen dort kann ich nur zustimmen. Vor allem was das Problem angeht, bereits in […]

  2. Communixx » Blog Archive » Forschungsanträge und Meteorologie meint:

    […] Auf dem Academics-Blog gab es letzte Woche einen spannenden Beitrag zu “Was Forschungsanträge mit Meteorologie zu tun haben”. […]

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