Wenn Wissenschaftler Urlaub machen

Sommerzeit… Urlaubszeit. Verhasst ist ja bekanntermaßen die Vorbereitungszeit, bis man dann wirklich in den Urlaub starten kann. Zur lästigen Urlaubsvorbereitung gehört das Packen.
Jetzt packt ein durchschnittlicher Nachwuchswissenschaftler seinen Koffer allerdings etwas anders als der junge Durchschnittsurlauber. Die erste Frage lautet bei ihm nicht: wie wird das Wetter am Urlaubsort, habe ich Digitalkamera und Badehose dabei sowie die Schnorchelausrüstung oder die Wanderschuhe? – Nein, ein Wissenschaftler fragt sich: welche Bücher liegen schon seit Wochen bzw. Monaten auf meinem Schreibtisch und müssten eigentlich unbedingt abgearbeitet werden? Welchen Computer und wie viele Speichermedien packe ich ein und wie stelle ich es geschickt an, dass ich auch wirklich nicht zuviel mitnehme? Es sollen schließlich nur die Texte mitgehen, die auch realistischerweise in der entsprechenden Zeit zu bearbeiten sind.

Letzten Endes ist der Koffer unseres Nachwuchswissenschaftlers randvoll mit Papern, Büchern und Zeitschriften und er überlegt, ob er tatsächlich eine Hose zum Wechseln braucht und ob er überhaupt dazu kommen wird, am Urlaubsort Fotos zu schießen.

Leider betrügt sich unser Nachwuchswissenschaftler jedes Jahr gründlich selbst damit. Der Urlaub ist vorbei, das schlechte Gewissen noch größer als vorher und der Stapel an unbearbeiteter Literatur, wenn überhaupt, nur unwesentlich kleiner – schließlich war man ja im Urlaub. Auch wenn es richtig ist, dass ein Nachwuchswissenschaftler nie Urlaub hat… nehmt ihn euch und lasst die Bücher auf dem Schreibtisch! Die besten Ideen kommen auch so: am Strand, in den Bergen oder im Flugzeug.

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6 Kommentare zu “Wenn Wissenschaftler Urlaub machen”

  1. Christian meint:

    Das Gefühl kenne ich nur zu gut. Aber keine Bücher? Da zuckt es mir wieder in den Fingern um doch ein oder zwei mitzunehmen. Aber richtige Erholung geht wohl nur wenn man mal wirklich abschaltet.

  2. Jack meint:

    Ich kann auch nur dazu raten, die dicken Bücher zu Hause zu lassen, sonst wird es nichts mit dem Urlaub. Dieser ist aber essentiell, um neue Kraft und Kreativität zu tanken. Das äußerste, was ich in mein Gepäck lasse, ist bei mir ein Paper, das noch zu begutachten wäre. Deadlines überschreite ich nur sehr ungern. Ich bleibe auch gern per E-Mail erreichbar. Ansonsten widme ich die Urlaubszeit dem Hobby, das den Rest des Jahres vernachlässigt wird.

  3. Julia Spies meint:

    Darin liegt doch gerade die Gefahr: Was, wenn einem am Strand, in den Bergen, beim Sightseeing tatsächlich die bahnbrechende Idee kommt und man keine Möglichkeit hat, sie unverzüglich niederzuschreiben? Also muss der Laptop mit. Ist die Idee nun erst einmal formuliert und es läuft gerade, wäre es doch schön, sie in die bestehende Literatur einzubetten. Wichtige Publikationen sollten demnach auch nicht fehlen. Aber wie war das nochmal mit dem xy-Schätzer? Jetzt wäre es doch gut, das Ökonometriebuch auch noch mit eingepackt zu haben….

  4. Robin meint:

    Warum gleich den Laptop. Ein Notizbuch reicht doch völlig. Generationen von Wissenschaftlern haben so gearbeitet.
    Außerdem kann man so die lästigen Emails ignorieren.
    Und dann am Besten noch mindestens einen Roman einpacken der sowas von trashig ist…

    Naja gut, ich bin ja kein Wissenschaftler. Vielleicht verändert man sich da ja 🙂

  5. Rebecca meint:

    Der Begriff Leseratte bezeichnet in der Umgangssprache Personen, die gern und viel lesen. In den 1920er Jahren war der Begriff in der studentischen Sprache auch die Bezeichnung für Dozenten, die nur aus einem Manuskript vorgelesen und nicht frei vorgetragen haben…
    solange Du Deine Seminare jedoch stilistisch einwandfrei hälst, was u.U. gerade durch die Ferienlektüre gefördert werden könnte, kann ich am Fachliteraturlesen in den Ferien nichts bemängeln. Ich mag Ratten 🙂

  6. Nicolas meint:

    Genau genommen muss man ja sogar die dicken Wältzer zuhause lassen´, weil die zu viel wiegen und man deshalb das Gepäcklimit am Flughafen überschreitet. Also hat der Nachwuchswissenschaftler nicht nur mehr zu tun im Urlaub, sondern auch mehr zu bezahlen. 🙂

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